Die polit-kritische
Glosse „Ich bin, im weitesten Sinne, eher ein Anhänger der Sexualität“ wurde
von Harald Martenstein verfasst und erschien am 05.11.2012 bei „www.zeit.de“.
In dem Text bemängelt der Autor, dass sich der Staat immer mehr in alle
Bereiche des menschlichen Lebens einmischt, sogar in eines der Urbedürfnisse
des Menschen, den Geschlechtsakt, welcher noch ohne staatliche Kontrolle
vollzogen können werden soll.
Sprachlich
betrachtet weist der Text einige Besonderheiten auf. Zu Beginn möchte er dem
Leser mit Hilfe des Zitats aus der E-Mail des Instituts für Sexualpädagogik „Wir
sind Fans Ihrer Meinung zur Sexualität. Sie liegt genau auf unserer Linie!“ (Z.
9), erläutern weshalb er die Glosse überhaupt geschrieben hat. Es wird deutlich,
dass er wegen der E-Mail sehr verärgert war, darum zitiert er diese provokant
in seinem Text. Gesamtbetrachtet ist der Text auf sehr ironische Weise
verfasst, erkennen kann man dies gut an dem Beispiel „Nun, das Institut für
Sexualpädagogik kennt sich da gewiss besser aus als ich.“ (Z. 12-13). Dadurch
möchte er seiner Meinung Nachdruck verleihen, dass er das Einmischen des
Staates in eine der intimsten Handlungen von Menschen und zwar den
Geschlechtsverkehr, für eine Frechheit hält. Mithilfe der Ironie zeigt er wie
der Staat womöglich noch eine Erklärung für diese Kontrolle findet, wie es am Beispiel
„Es wird bei der Sexualität, wenn der Mensch sie mit Engagement betreibt, zum
Beispiel eine Wärme erzeugt. Für das Eis an den Polen kann das unmöglich
folgenlos bleiben.“ (Z. 22-24) deutlich wird. Durch die Aufzählungen im Text,
wie z. B. „die Einführung einer Sexualitäts-Ertragssteuer, … einer Solidaritätsabgabe
für europäische Staatsoberhäupter“ (Z. 30-32), wird die vorher angesprochene
Ironie noch verstärkt zur Wirkung gebracht, indem „mögliche“ Maßnahmen zur Kontrolle
des Sexualverhaltens der Europäer aufgereiht werden. Zuletzt fällt noch die antithetische
Aufzählung „Manche Leute haben viel Sex, vor allem gut aussehende, charmante
oder reiche Menschen. Andere haben gar keinen.“ Damit will er die angestrebte
gleichmäßige Güterverteilung auf witzige Weise kritisieren, indem er zeigt das
selbst das Gut Sex, sofern man dies so bezeichnen kann, nicht einmal für alle
gleich zur Verfügung steht, bzw. nur durch die verpönte Prostitution für alle
Möglich gemacht wird.
Tobias Rackl
12BW1
100 Min.